Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom 2020 angezeigt.

Geborgen in Gottes Hand

Derzeit hat vieles mit Kontrolle und kontrollierender Aktivität zu tun. Das hört sich so an: Maßnahmen ergreifen, überprüfen, beaufsichtigen, überwachen, zur Ordnung rufen, begrenzen. Auf der anderen Seite steht das Unkontrollierbare, das Plötzliche, das Heimsuchende, das Angst machende, das Gefährdende und Begrenzende. Etwas eindämmen, ein passendes Mittel in der Hand haben, gegensteuern, eine Lösung suchen, um einer Sache beizukommen, die Lage in den Griff bekommen – mit all diesen Worten umschreiben wir, dass wir es sind, die handeln, dass wir unsere Hoffnung auf uns und unser Vermögen setzen, tun, was wir können. Einerseits gut so! Doch das Ganze hat auch eine tiefere Ebene. Als Menschen und Menschheit erfahren wir gerade sehr empfindlich, dass wir eben nicht Herren der Lage sind. Wir erfahren, dass wir uns nicht blind auf das verlassen können, was gestern noch Bestand hatte. Unsere Sicherheit wird hart angefragt, egal ob gesundheitlich, wirtschaftlich, sozial oder auch

Heute!

Ja - heute ist der Tag, an dem ER kommt. Bernhard von Clairvaux prägte das Wort vom dreifachen Advent: Christus ist gekommen in der Zeit, wir feiern SEINE Ankunft in uns in der Gegenwart, geben einander teil an dem Frieden, den nur ER uns schenken kann, und wir erwarten SEINE Wiederkunft.  Diese letzte große Begegnung stellte sich Mechtild von Hakeborn und stelle ich mir durch ihre Brille ungefähr so vor: Wir befinden uns in einem Thronsaal voller edel gekleideter Menschen, deren Gesichter die freudige Spannung widerspiegeln, die in der Luft liegt, weil nun gleich der kommt, der HERR, dem sie ihre Aufwartung entbieten wollen.  Dann kommt er endlich, jener Höhepunkt, an dem der Erwartete auf Seinem Thron Platz nimmt. Mit IHM ziehen seine engsten Vertauten ein und eine ganze Schar von Himmelswesen bevölkert plötzlich den Raum. Jeder nimmt seinen ihm zugewiesenen Platz ein. Jene, die IHM am nächsten sind und über SEINEM Haupte schweben, beginnen nun zu singen. Sie singen: Heilig, heilig,

Der Platz ist bereitet...

  Der Platz ist bereitet, .....das Herz auch?

Erwartung...

Jeder verbindet mit dem herannahenden Weihnachtsfest andere Assoziationen. Aber mal ehrlich: Freuen wir uns darauf, dass der Herr in seiner Herrlichkeit wiederkommt? Diese Ebene der vorausblickenden sehnsuchtsvollen Huldigung, die das durchgezogene Thema des Adventshymnus "Conditor alme siderum" ist, gehört wohl eher nicht dazu. Wie weit haben wir uns da vom eigentlichen Sinn dieses Festes entfernt? Da dieses Jahr so anders ist, dadurch aber viel mehr noch auf die Essenz von Weihnachten fokussiert, lag es nahe, sich einmal mit dieser Dimension des Festes zu befassen, die auch im rückwärts gelesenen Akrostichon der O - Antiphonen aufscheint: ERO CRAS - Morgen werde ich sein! Dieses Morgen ist die Heilige Nacht, der achte Tag und damit Tag der Vollendung der Schöpfung. Draußen tobt sich ein Virus aus, rafft Menschen dahin, mehr als jede andere Erkrankung an die wir uns erinnern können. Wissen wir, wann unser Morgen sein wird? Als Getaufte ist diese Frage die eigentlich wichtigs

Das Wurfgeschoss...

In der letzten Zeile des Hymnus kommt nun tatsächlich eine konkrete Bitte zu Wort. Und es ist dabei nicht die Rede von all dem, was Menschenschicksal widerfahren kann. Ein Täufling erbittet in der Taufe ja auch nicht, aus dem Leben herausgenommen zu werden, sondern in der Gemeinschaft der Glaubenden dem Herrn nach seinem Beispiel nachzufolgen. So geht es in der Bitte um einen wirklichen Stolperstein auf dem Weg zu Gott, um das, was wir als Anfechtung bezeichnen.    Der Hebräerbrief drückt es konkret aus (Hebr 2,14.15): Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen, um durch den Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.   Doch das Böse wurde ja nicht aus der Welt genommen. Es kann jeden Menschen in jedem Moment erwischen. Sich dagegen zu wappnen, mahnt der Epheserbrief, dem dieses Zitat vom Geschoss

Von Kyrus zum Kyrios und Iudex

In Strophe vier wurde sichtbar, wie ein Kontext, wie die textliche Einbettung einer bedeutungsschweren und allseits bekannten Wortgruppe (Jes 45,23) eine konkretisierend erweiterte Deutung erhalten hat (Phil 2,10). Während der dem Volk Israel von Gott zur Rettung geschickte Gesalbte namens Kyrus im Jesajabuch die Völker unterwirft und die Folge seiner Großtat dahingehend fortgeschrieben wurde, dass alle Völker in Zion vor Jahwe ihre Knie beugen werden, bekennt der Philipperbrief die göttliche Dimension des Mensch gewordenen Gesalbten Jesus, des Kyrios, vor dem nun auch die Himmelswesen prosternierend huldigen, da ihm von Gott überirdische Herrschaft, Name und Reich verliehen sind. Von Ihm heißt es im zweiten Timotheusbrief, dass er als Richter wiederkommt (2 Tim 8,1). Christus, der erhöhte Herr,  der, dessen Reich wir als Christen angehören und dienen, vor dem wir einst Rechenschaft über unseren Dienst ablegen müssen,  der also jenseits alles Eingebundenseins in weltliche Dienstverhält

Heilig

Die fünfte und letzte Strophe beginnt mit einer Bitte an den Heiligen, ausgedrückt mit dem griechischen Wort für "heilig". Christus ist nach Ausweis des Evangeliums " der Heilige Gottes " (Joh 6,69; Mk 1,24), denn ER ist Gott. Der Begriff "heilig" drückt in sich aus, dass Gott jenseits der Vorstellungskraft unseres Denkens und der Verfügbarkeit menschlichen Handelns steht. Und so sagt es das Johannesevangelium: " Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht ." (Joh 1,18) Erhaben, im Licht wohnend, verborgen, erlösend, ein Heilmittel gebend, so anders in SEINER Geburt, so unvergleichlich überschießend in dem, was ER für uns gab - mit all diesen Ausdrücken und Wendungen besingt und bekennt der Hymnus Christus als den Heiligen, als unseren Gott. Die Haltung des Menschen kann demgegenüber nur Demut und Ehrfurcht sein. Insofern ist es wohl gut, sich einmal vor Augen zu führen, in welcher

Himmlische und Irdische

Im dritten Vers der vierten Strophe geht es noch immer um Unterwerfung unter Gott als den Starken, nun aber mit den Worten des Philipperbriefes. Die Intention ist die verbale Illustration der Stärke. Im Philipperhymnus ist etwas ausgesagt, was in der Jesajastelle fehlt: die Dimension der Herrschaft hat zugenommen. Während beim Propheten Jesaja nur die Erdenbewohner, nämlich alle Völker, ihre Knie vor Gott beugen, tun das im neutestamentlichen Hymnus auch die Himmelsbewohner. Christus, der Gottessohn, der sich als Mensch zum Sklavendienst und zu einem schändlichen Tod aus freier Entscheidung hergab, ist gerade dadurch Herrscher über den Kosmos geworden. Dieser urchristliche Hymnus ist der älteste Versuch, die Menschwerdung des Gottessohnes in Worte zu fassen: entäußert, erniedrigt und gehorsam. Deshalb erhöht und mit einem edlen Namen geschmückt. Christus ist Gott, und Gott gebietet als Herr über alles!

Dem Starken...

Dem Starken, (vor) dessen Macht jedes Knie gebeugt wird...  Das hier genannte Zitat vom Beugen der Knie entstammt zunächst nicht dem Philipperhymnus, wie man denken könnte. Die Wortgruppe ist dem Jesajabuch entnommen (Jes 45,23), wo es u.a. im Folgesatz (Jes 45,24) auch heißt: Nur beim HERRN - sagt man von mir - sind Heilstaten und Stärke . Mit der Eroberung Babylons endete die Exilszeit für das Volk Israel, konnte ein neuer Tempel errichtet werden. Im Kapitel 45 des Jesajabuches wird der Perserkönig Kyros sogar als Gesalbter des des HERRN bezeichnet. Seine Herrschaft bringt dem Volk Israel neue Freiheit. Das Kapitel gipfelt im großen Bekenntnis der Allmacht Jahwes, dem sich alle Völker, die Knie beugend, unterwerfen, dem, der der Retter seines Volkes ist. Und: es ist ein huldigendes freudiges Unterwerfen unter die Macht des so unendlich Großen. Es lohnt sich, dieses Kapitel einmal wieder zu lesen, in dem die Verhältnismäßigkeit zwischen Ton und Töpfer die Größenordnung beschreibt, in

Die ehrenvolle Kammer

Die Kammer, von der hier die Rede ist, ist der Mutterschoß Mariens. Das Innerste ihrer Person ist geheiligt durch Gott. Konsequenterweise wird der Ort, an dem Gott wohnt, zum heiligen Ort, zum Tempel. Im Vesperhymnus des Advent ist es die ehrenvollste Kammer, honestissima clausula , also eine Art Schatzkammer, denn mit clausula handelt es sich um einen verschlossenen Raum, das beigegebene Adjektiv steht im Superlativ, womit ausgesagt ist, dass dieser Raum, diese Kammer, keinen vergleichbaren Bau auf der Erde hat. Einige Kirchenväter nennen ihn Tempel, Haus Gottes. Wir könnten auch Kirche sagen. Der lokalisierbare Ort wird in den Menschen übertragen, denn in Maria hat Gott den Menschen aufgewertet, da er ihn zu seiner Wohnung gemacht hat. Und eben jener Ambrosius, dem wir die erste Strophe dieses Hymnus verdanken, hat diese Analogie betont. Indem mit der Taufe der Hl. Geist im Menschen Wohnung nimmt, kehrt auch das Wort in ihm ein, das kraft des Geistes in uns und durch uns heute Fleis

Heraus-gegangen...

Sedulius Caelius, hat in seinem ' Carmen Paschale ' einen wunderbaren Satz geprägt:    Und als nun seit dem Anfang neun Monate zum zehnten geglitten, erstrahlte der heilige Tag, an dem er mit der schwangeren Jungfrau das verheißene Werk erfüllte: 'Das Wort ist Fleisch geworden.', weil es in uns wohnen wollte. Das größte Kind hat damals das Innere seines Tempels rein bewahrend, den Weg freigemacht, ohne ihn zu verletzen:  Er ist für die Jungfrau als Zeuge der Geburt anwesend,  indem er, was er geschlossen betreten hat,  auch geschlossen verlässt.   Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Für einen christlichen Schriftsteller des fünften Jahrhunderts bedeutete das vor allem, bei dem weihnachtlichen Geschehen zu betonen, dass Maria Gottesgebärerin war (Ephesos 431). In diesem Zitat wird zudem ausgesagt, dass Christus auf göttliche Weise den Schoß Mariens verlassen hat, was seit dem zweiten Jahrhundert immer wieder von Bischöfen, Patriarchen und Kirchenvätern

Wie ein Bräutigam...

Glücklich, behutsam und froh wären Beschreibungen für einen Bräutigam, der aus seinem Gemach hervortritt. Doch wer ist die Braut? In Psalm 19, der in der zweiten Verszeile der dritten Strophe von "Conditor alme siderum" zitiert wird, baute - nach Augustinus - Gott in der Sonne seine Wohnstatt und tritt als Bräutigam aus dem Gemach, in dem Er sich der Jungfrau Maria vermählt hat ( vgl. Enarrationes in psalmos MPL 036, Psalm XVIII ). Das ist das unaussprechliche Geheimnis, dass Gott, der Höchste, einen Menschen um Sein Ja - Wort bat und sich der menschlichen Natur vermählte. Maria empfing und wurde schwanger. Der göttliche Same wuchs als echter Mensch in ihr heran.  Das Aufgehen der Sonne in dieser bildgewaltigen Form ist ein starkes Symbol für den Sieg des Lichtes über die Finsternis, den Untergang und den Tod. Nehmen wir die beiden ersten Zeilen der dritten Strophe zusammen, so kann diese Psalmdeutung allerdings dennoch nicht sinnvoll den Zusammenhang erklären, schon gar nic

Verkehrte Welt...

Als sich die Welt zum Abend wand,  der Bräut'gam Christus ward gesandt,  aus seiner Mutter Kämmerlein  ging er hervor als klarer Schein .  Das ist die heute übliche Übersetzung der dritten Strophe für den Gesang. Sie verdeutlicht schon, was man sich im lateinischen Text selbst erst erschließen muss, dass das Bibelzitat aus Psalm 19: " Sie (= die Sonne) tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam" , Christus meint. Wir besingen also etwas, was dem Lauf der Natur entgegen steht, denn die Sonne geht nicht am Abend auf. Und gewöhnlich denken wir dabei gar nicht darüber nach. Wie ist das zu verstehen? Was ist der "Abend der Welt"? Die Deutung ist theologisch und wird verständlich, wenn wir Augustinus fragen. Dreizehn Jahre lang hat er an einem Buch geschrieben, das er " Gottesstaat " nannte. Im Grunde nimmt er dort eine Einteilung der Heilsgeschichte nach der Schöpfungsgeschichte vor. In sieben Tagen wurde die Welt erschaffen, am ersten Tag wurden Himme

Aus dem Rahmen gefallen...

Staunend die Heilige Schrift zu entdecken und Gott in dem, was mir heute begegnet, zu buchstabieren, wie einen Text, das ist mein Angebot für heute. Und - ganz sicher - bekommt dieser Tag, wie immer er auch sein mag, dadurch seinen Sinn, weil dieser Tag in Gottes Plan immer schon einen Sinn für mein Leben hatte.  Hier als Beispiel die Schriftzitate im Hymnus "Conditor alme siderum". Wussten Sie, dass da soviel Bibel drinsteckt? Die sich jeweils nicht reimende Zeile ist ein Schriftzitat: In Strophe zwei - ein Paarreim - stammt die Zeile: uti sponsus de thalamo aus Psalm 19,6. Genu curvantur omnia in Strophe drei ist ein Zitat aus Jes 45,10, gefolgt von einer Zeile aus dem Hymnus des Philipperbriefes 2,10: caelestia terrestria , entsprechend grammatikalisch angepasst an den Verstext mit einer anschließenden Paraphrasie von Phil 2,11. Auch in der fünften Strophe verändern zwei Schriftzitate das Reimschema, das folglich als ein Kreuzreim imponiert. Venture iudex saeculi is

Ein kleiner Zeitsprung und ein Text vom Himmel...

Mit der dritten Strophe von "Conditor alme siderum" machen wir erneut einen kleinen Zeitsprung. Da es zudem nun vielfältige Textvarianten gibt, sei die hier behandelte Form zunächst wiedergegeben, von der der Zwettler Zisterzienserpater Alexander Lipp nach Durchsicht allen ihm verfügbaren Materials behauptet " unsere Textierung ist die ursprüngliche " ( Die Hymnen des Cistercienser-Breviers, Wien 1890, S.31 ). Damit meint er die zisterziensische Form.  3. Vergente mundi vespere, uti sponsus de thalamo, egressus honestissima Virginis matris clausula. 4. Cuius forti potentiae genu curvantur omnia; Coelestia, terrestria nutu fatentur subdita. 5. Te deprecamur, Hagie, venture iudex saeculi: Conserva nos in tempore hostis a telo perfidi. Er könnte mit seiner Einschätzung im Recht sein, denn er selbst stellt schon angesichts der fünften Strophe, die ein einzelnes griechisches Wort - nämlich Hagie - enthält, fest, dass dieses dem Trishagion , der Anrufung: "Heiliger

Göttliche Arznei

Die Strophe zwei des Hymnus "Conditor alme siderum" dreht sich um zwei Begriffe. Sie ist eine Gegenüberstellung von Untergang und Rettung. Der Zusammenhang von Menschwerdung, Kreuzestod und Auferstehung und der dadurch erwirkten Neuschöpfung des Menschen im Sakrament der Taufe ist hier implizit. Sie ist das Heilmittel, um dem Untergang zu entkommen. Dazu könnte der Römerbrief zitiert werden:  Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben , werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus (Röm 3, 23.24). Paulus formt das noch weiter aus und sagt: Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden (Röm 5,18.19). Dam

Mitleid haben oder mitleiden?

Qui condolens interitu ( m )    mortis perire saeculum,  salvasti mundum languidum  donans reis remedium. Der Du, indem Du durch den Untergang des Todes mit der sterbenden Welt mitlittest, die schwache Welt erlöst hast, gabst Du den Schuldigen ein Heilmittel. Die zweite Strophe des Adventshymnus der Vesper. Zeile eins und zwei haben es in sich. Es ist doch wohl ein großer Unterschied, ob jemand Mitleid hat mit einer im Untergang des Todes verloren gehenden Welt oder ob er durch den eigenen Untergang im Tod Teilhaber davon ist. Diese kleine Spitzfindigkeit befindet sich in der ersten Zeile. Denn je nachdem, ob man den Reim mit dem fehlenden "m" vervollständigt, ergibt sich eine bedeutungsvolle andere Aussage: Ablativ oder Akkusativ - das ist hier die Frage!  Für viele Orientalen war ein Bekenntnis, in dem ein Mensch gewordener Gott am Kreuz schmachvoll gestorben war, eine Zumutung, ja eine Gottesbeleidigung. Die Auseinandersetzung zog sich über ein halbes Jahrhundert hin, die

Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15)

Anselm von Canterbury, der große Theologe des Hochmittelalters, hat einen Text verfasst, der jedes Jahr an diesem Hochfest der Maria Immaculata aus dem Stundenbuch verlesen wird ( Oratio 52, PL 158, 955f .). Darin heißt es über die Menschen: " Gott selbst, ihren Schöpfer, spüren sie nicht nur als unsichtbaren König und Herrscher über sich, sondern sie erblicken ihn sichtbar in ihrer Mitte, wie er Gebrauch von ihnen macht und sie heiligt. Diese große Gnade kommt von der gebenedeiten Frucht des gebenedeiten Leibes der gebenedeiten Jungfrau Maria ." Das ist es! Gott, " der Unfassbare und Unbegreifbare und Unsichtbare ", macht sich " sichtbar, begreifbar und fassbar für die Gläubigen, damit er lebendig macht, die ihn durch den Glauben fassen und schauen. Denn wie seine Größe unerforschbar ist, so ist seine Güte unaussprechbar." Dies sagte Jahrhunderte vor ihm Irenäus von Lyon in seiner Schrift Contra haereses (IV, 20,5). Es ist nicht vom Menschen beeinflu

Den richtigen Ton getroffen

Der heilige Ambrosius, dessen Fest die Kirche heute feiert, war ein Meister der Rhethorik. In ihm hatte der große und ehrgeizige Augustinus seinen Meister gefunden. Bekehrte sich doch dieser unter seiner Predigt, obwohl er sie anfangs nur deshalb anhörte, um sie zu widerlegen. Es ist nicht immer leicht, den richtigen Ton zu treffen, gerade im Ringen um Meinungen. Der feinsinnige und tiefgläubige Ambrosius beherrschte diese Kunst. Um solche Weisheit und Begabung unter den Großen unserer Tage lohnt es sich, zu beten! Von Ambrosius stammt die Melodie des Hymnus der Adventsvesper. Er schätzte den Gesang, wusste ihn für seine Seelsorge recht zu nutzen. Sagt er doch beispielsweise im Vorwort seiner Psalmenauslegungen ( Hermann Josef Sieben, Schlüssel zum Psalter, Würzburg 2011, S. 98 und danach 101 ):  Es bereitet Gott nicht nur Lust, durch ein Lied gelobt, sondern durch ein Lied auch versöhnt  zu werden . Und er nimmt den Bezug des Volkes zum Gesang wahr, den er dann, in jener durchbeteten

Advent, Taufe und Umkehr

Hinterfragt man den Kolosserbrief, bei dem wir mit der Betrachtung des Vesperhymnus der Adventszeit  herausgekommen sind, steht er im Kontext antiker Taufliturgie. Taufe ist auch das Thema des Evangeliums des zweiten Adventssonntags. Im vorangegangenen Post habe ich mit zwei Zitaten des Augustinus das ungefähre ursprüngliche Umfeld der ersten Strophe von "Conditor alme siderum" darzulegen versucht. Dabei war von jener anderen Form der Taufe die Rede, die damals über den Sängern schwebte, die Möglichkeit sein gesungenes Bekenntnis mit dem Leben zu bezahlen. Daran erschreckend ist, dass es mittlerweile auch in unserer Zeit zunehmend häufiger vorkommt, Gläubige während eines Gottesdienstes umzubringen. Advent ist Besinnung auf ein Leben aus der Taufgnade im Angesicht der Wiederkunft des Herrn. Wir wissen nicht, wann dieser Tag für uns kommen wird. Im zweiten Petrusbrief heißt es: Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb (2 Petr 3,10). Der Autor des Briefes setzt nach: We

Höre die Bitten

Der heilige Augustinus beschreibt im neunten Buch seiner "Bekenntnisse" die unmittelbare Zeit nach seiner Taufe so:   "Ja, ich konnte nicht genug der wunderbaren Süße jener Tage kosten,  nachzudenken der Tiefe Deines Planes zum Heil des Menschengeschlechtes.  Wie weinte ich bei den Hymnen und Gesängen auf Dich,  mächtig bewegt vom Wohllaut dieser Lieder Deiner Kirche!  Die Weisen drangen an mein Ohr,  und die Wahrheit flößte sich ins Herz,  und fromminniges Gefühl wallte über:  die Tränen flossen, und mir war wohl bei ihnen."   Melodien und Worte erreichen das Innerste, nehmen diesem Mann vor Ergriffenheit die Fassung. Worte voll heiliger Wahrheit kommen bei ihm an, so vielleicht auch jene aus "Conditor alme siderum". Was Bischof Ambrosius von Mailand damals in seiner Diözese einführte, war die Neubelebung einer alten Tradition. Religiöse Sonderwege und Abspaltungen hatten viel Erfolg damit gehabt, ihr Gedankengut in Form von ergreifenden Liedern unters

Christe redemptor omnium

Angekommen bei der dritten Zeile der ersten Strophe des Hymnus "Conditor alme siderum", erfahren wir mit dem dritten Hoheitstitel nun endlich, wer der so Angesprochene ist. Ohne diese direkte Anrede würden die beiden anderen Titel nicht solche Brisanz in sich bergen, die wir allerdings heute gar nicht mehr recht nachvollziehen können.  Als Höhepunkt der ersten Strophe wird nun der Sohn als in den genannten Ereignissen handelnde Person des trinitarischen Gottes angesprochen. Dieses Bekenntnis hat Tiefgang! Nur wer bekennen konnte, dass die Welt durch eben jenen geworden ist, der in die Welt gekommen und von den Seinen verworfen und gekreuzigt wurde (vgl. Joh 1,10), outete sich damals als katholischer Christ im Sinne des Trinitätsverständnisses des ersten Konzils von Konstantinopel im Jahre 381. Nur jener, der dies vom Sohn sagen konnte, war würdig, die Taufe zu empfangen. Allerdings wäre es wohl nicht zu diesem Hymnentext gekommen, wenn alle, die anderer Meinung waren, sofort

Christus, das Licht

Zeile zwei der ersten Strophe von 'Conditor alme siderum' richtet eine zweite Anrede an den Schöpfer. Er wird diesmal als aeterna lux credentium - ewiges Licht der Glaubenden bezeichnet. Auch hier finden wir den Kolosserbrief paraphrasiert: „Anteil ... am Los der Heiligen, die im Licht sind.“ Mit den Heiligen waren damals, wie der Korintherbrief ausweist (vgl. 1Kor 16,15, 2Kor 13,12), die Gläubigen gemeint. Wenn wir zudem bedenken, dass im Hintergrund des Kolosserbriefes die frühchristliche Taufliturgie steht, dann erschließt sich noch mehr, was diese Zugehörigkeit bedeutet. Der gewaltige Gegensatz des Lichtes zur Finsternis scheint hier auf und das Bekenntnis, dass ein Leben mit Christus ein Leben im Licht ist. Auch diese Aussage hatte Sprengkraft. Bot sie doch mit dem kleinen Wort ewig wieder den Arianern die Stirn, war aber zudem noch eine Stellungnahme gegen die Lehre der Manichäer. Christus selbst bekennt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht

Siehe, es war sehr gut. Gen 1,31

Als die Verszeilen der ersten Strophe des Hymnus Conditor alme siderum geschrieben wurden - das ist nach Melodie und Textgehalt das ausgehende vierte Jahrhundert - war es nicht ohne politische Sprengkraft, Christus als Weltenschöpfer zu bezeichnen. Damals konnte man dafür noch sterben. Das Kaiserhaus war arianisch, lehnte einen trinitarischen Gott ab. Es war ein lebensgefährlicher Gesang zu Zeiten eines Ambrosius und Augustinus. Wo Menschen kreativ sind, kommt etwas von Gottes Genialität im Menschen durch. Im ersten Kapitel der Genesis steht: Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut (Gen 1,31). Erstreben wir Qualität? Was wir an monastischen Werken vergangener Jahrhunderte heute bewundern, ist dieses Aufgehen in der Ewigkeit. Können wir das noch? Heute muss vieles nur noch so aussehen, als ob... Nicht wichtig, wie und womit. Wichtig bloß, dass etwas in einem konkreten Moment aussieht, als wäre es das, was es zu sein vorgibt. Wer denkt da nicht, an die falsc

Am vierten Schöpfungstag...

Wenn wir die Genesis (Gen 1,14-19) lesen, so passierte das künstlerische Werk, von dem wir in der ersten Zeile von Conditor alme siderum hören, am vierten Schöpfungstag. Mit der Schaffung der Gestirne hat Gott den Menschen die Zeit gegeben. Es ist doch der Lauf der Gestirne, nach denen Kalender und liturgische Festzeiten berechnet sind. Christus, nach dem Kolosserbrief als Weltenschöpfer besungen, ist der Herr aller Zeit, damit auch meiner Lebenszeit. Ob ich es wahr haben will oder nicht: Die Zeit ist nicht in menschlicher Hand! Wer von Euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? Wenn ihr nicht einmal etwas so Geringes könnt, warum macht ihr Euch dann Sorgen um das Übrige? (Lk 12,25.26). Also: Sorgt Euch nicht um Euer Leben ! (Lk 12,22) Wenn der, der mich beschützt, so groß ist, dass er jenseits der Zeit steht und Sterne erschaffen kann, sollte ich dann nicht das Vertrauen haben, dass er meine 'Spanne' mit ihrem Anfang und Ende optimal

Dankt dem Vater mit Freude... Kol 1,12

Wenn wir die erste Strophe von 'Conditor alme siderum' betrachten, dürfte schnell klar sein, dass sich die dort gemachten Aussagen mit denen des Kolosserbriefes decken. Ganz aufs Wesentliche zentriert, haben wir es hier mit einem Glaubensbekenntnis zu tun. Es ist wirklich an Schönheit und Tiefe nicht zu überbieten, was wir singend mit so eindringlicher Melodie und so wenigen Worten bekennen. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden ... alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen . Kol 1,16 Conditor alme - erhabener Schöpfer !  Die Ihn so anreden, wissen, wo sie im Verhältnis zu dem, der hier angesprochen wird, stehen. Der, im Vertrauen um Hilfe, Ersuchte, thront jenseits aller Möglichkeiten irdischer Macht. Sich an ihn zu wenden, beinhaltet das Eingeständnis, dass die Bittsteller selbst nicht 'erhaben' sind. Der heilige Benedikt sagt: Wenn wir mächtigen Menschen etwas unterbreiten wollen, wagen wir es nur in Demut und Ehrfurcht. Um wie viel mehr mü

Conditor alme...

Mit diesem Hymnus beginnt die erste Vesper im Advent. Gestern haben wir ihn feierlich gesungen. Als ich mich im vergangenen Jahr damit eingehend beschäftigte, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. In den nächsten Wochen werde ich Sie dahin mitnehmen, in die Welt der Christen, des vierten, fünften und sechsten Jahrhunderts und in ihr Beten mit diesem Hymnus: Erhabender Schöpfer der Gestirne, Ewiges Licht der Glaubenden, Christus Erlöser von allem, Erhöre die Bitten der Flehenden! Erhöre sie auch heute!

End-lich

Siehe, ich komme bald (Offb 22,7).  Warten wir wirklich darauf? Kaum haben Anzeichen ein endzeitliches Gepräge, gehen Angst und Schrecken um. Was aber ist so neu an dieser Verheißung, dass es uns aus der Bahn werfen müsste? ER kam vor zwei Jahrtausenden in der Zeit, ER kommt heute ins Herz jedes Menschen, das sich ihm öffnet, ER wird kommen am Tag X, dem Ende unserer Zeit.  Advent heißt ankommen. Vielleicht sollten wir auch hinzufügen ankommen lassen . Obwohl ER schon lange verehrt wird, ist erstaunlich wenig in die Praxis umgesetzt. Jedenfalls erscheint das schwieriger, als ihn zu feiern. Käme ER heute mit dem Gesicht eines Notleidenden unserer Zeit, wir würden ihn wohl kaum erkennen. Diesen einen würden wir gern aufnehmen, weil es Vorteile verspricht, das zu tun. Doch es sind jede Not und jeder Mensch mit seiner jeweiligen Last, von der es so unendliche Facetten gibt. Wir vermissen IHN oft sogar in uns selbst Endlich ist sie da, diese Vorbereitungszeit: Von Kindern heiß ersehnt, für