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Impuls zum Palmsonntag 2021

Wir vom Kloster Helfta möchten Sie durch die Kar- und Ostertage begleiten.


Warum gehen wir in diese Tage, und warum gehen wir anders hinein? Weil sich in jedem dieser kommenden Ereignisse ein Gipfelpunkt der Nachfolge zeigt.

Wir tun es für uns im Gedenken an Ihn, weil Sein Weg durch diese Tiefen menschlicher Abgründe zur Auferstehung führte und führt.

Die dunkle Seite des Lebens kann viele Gesichter haben. Und es kann auch unser Gesicht etwas abbilden, was wir nicht wollen. Was also können wir tun? Wir wollen doch etwas tun und machen: 

Was sollen wir tun?

Es ist die Frage der Menge, anlässlich der Pfingstpredigt des Petrus (Apg 2,37), eine Frage, die an die Erläuterung dessen anschließt, was sie getan haben. Die Antwort des Petrus empfiehlt Umkehr und Taufe.

Die Leidensgeschichte offenbart noch eine andere Antwort: Manchmal ist nichts zu tun.

Schon beim Einzug in Jerusalem wurden die Stimmen laut, die dem Lobpreis Jesu Einhalt gebieten wollten. Jesus kommt der Aufforderung nicht nach. Er lässt es zu.

Der vom Lateinischen abgeleitete Ausdruck Passion drückt es aus: Etwas geschieht jemandem. Auch diese Seite gehört zum Leben. Dieses Geschehen-lassen Jesu aber ist von eigener Qualität. Es ist ein Willensakt, der im Einklang mit seiner Sendung steht. Im Inneren ist eine aktive, betende und vertrauende Verbindung mit dem Vater. Jesus könnte handeln. Das genau ist ja der Punkt, der einen Judas zum Verrat veranlasst: Zum Handeln zu zwingen.

Volksmassen laufen zusammen, zuerst, um zu huldigen, dann, um zu kreuzigen. Zwei gegensätzliche Bilder wohl unterschiedlicher Menschengruppen in kurzem zeitlichem Abstand. Was bewegt Menschen zum einen wie zum anderen?

Der heilige Augustinus reflektiert in seinen Bekenntnissen über die Rolle, die seine Kumpane bei einer Untat spielten, und kommt zu dem Schluss, dass die Komplizenschaft ein wesentliches Agens ist, eine Sache zu wollen und zu tun. Ganz allein, so bekennt er, hätte er manches nicht getan. In der Masse schreit es sich also besser: Kreuzige! Ist unsere mediale Welt heute, die so manche Meinung unterschwellig lanciert, da so anders?

Gott ist barmherzig und vergibt, fängt immer wieder neu mit uns an, trotz unserer Schuld.

Wir aber werfen als erste die Steine, auch in der Kirche. Was sich in manch vermeintlich christlicher Zeitung an Meinungsmache findet, ist ganz und gar nicht mehr christlich und zudem auch keine seriöse Nachricht. Müssen wir uns dem Mainstream so sehr beugen, dass wir unsere unveräußerlichen Haltungen verraten? Ist das nicht auch der mitreißende Zauber eines ‚Kreuzige‘ schreienden Mobs?

Jesus hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es darum ging, Missstände anzuprangern. Doch wie er es tat, das müssen wir wohl wieder neu lernen. Und diese Vorverurteilungstendenzen können wir nicht nur in Politik und Kirche, sondern bis in die kleinen Begebenheiten des Alltags im Kollegen- und Freudeskreis, ja sogar in Familien beobachten.

Haben wir den Mut, umzukehren!

Unser Osterfest naht!